29.01.-31.01.2019 – Studienfahrt der 9a nach Weimar und Buchenwald

Wer hätte gedacht, dass eine der bedeutendsten deutschen Stätten für Literatur- und Kunstgeschichte so nahe bei einem Zeugnis der schlimmsten deutschen Vergangenheit liegt. Gilt Weimar doch einerseits als Sinnbild für Deutschland als Land der Dichter und Denker sowie dem Bauhausstil, befindet sich die thüringische Stadt dennoch in unmittelbarer Umgebung des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald, in dem 57.000 Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus nicht nur ihrer Freiheit, ihrer Würde, sondern auch auf grausamste Art ihres Lebens beraubt wurden.

Zusammen mit ihren Lehrern Herrn Feith und Herrn Lehnhardt unternahm die Klasse 9a eine dreitägige Studienfahrt, um sich mit beiden Thematiken auseinanderzusetzen und Unterrichtsinhalte weiter zu vertiefen oder neu zu erarbeiten. Einen ersten Eindruck über Weimar mit seiner allgemeinen Geschichte konnten sich die Jugendlichen bei einer interessanten Stadtführung am Anreisetag machen, bevor sie die Stadt auf eigene Faust in Kleingruppen weiter in Form einer Stadtrallye erkundeten.

Am Mittwochmorgen fuhr die Gruppe in die Gedenkstätte Buchenwald, nachdem man sich am Vorabend schon mit der Befreiung des KZ Ausschwitz vor fast genau 74 Jahren am 27.1.1945 befasst und seine persönlichen Erwartungen an den Besuch in Buchenwald formuliert hatte. Nach einem bewegenden Dokumentationsfilm mit Zeitzeugen, einer Führung über das Gelände und Erklärung über die Zustände der Haft, Zwangsarbeit, Folter, medizinischen „Versuchen“, der Erbarmungslosigkeit der Wärter, dem Hunger und täglichen Überlebenskampf, der willkürlichen barbarischen Tötung von unschuldigen Menschen und einem anschließenden Museumsbesuch, sah jeder Einzelne die Welt mit etwas anderen Augen. In den anschließenden Reflexionsrunden erkannten die Schülerinnen und Schüler, nicht leichtfertig mit intoleranten Äußerungen umzugehen, Menschen aus unserer Gesellschaft nicht zu beleidigen oder auszugrenzen und künftig ihr politisches Leben so zu gestalten, dass sie nicht blind irgendwelchen Parolen folgen sollen, sondern sich ausgiebig informieren, Wahlprogramme überdenken und keinen radikalen Weg einzuschlagen. Das Ausmaß und die Perversität der Gräueltaten der Nazis gegen Menschen anderer Herkunft, Religion, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung, die weltweit nicht einzigartig, dennoch für unsere deutsche Geschichte prägend sind, dürfen sich auf keinen Fall wiederholen und wir müssen alle unser Bestes aktiv dafür tun, dass radikale Kräfte und rassistische Gedanken, gleich welcher Art, nicht die Überhand gegenüber den Gedanken der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gewinnen. Und gerade weil es bald keine Zeitzeugen mehr gibt, die aus erster Hand über die Kriegsverbrechen der Nazis berichten können, liegt es an allen Folgegenerationen die Erinnerungskultur aufrecht zu erhalten, zu warnen und seine Stimme zu erheben, wenn Unrecht geschieht und durch hetzerische Parolen Hass gesät wird – egal zu welcher Zeit, egal in welchem Land und egal gegen wen!

Bevor die Klasse die Rückreise genau 86 Jahre nach der Machtergreifung Hitlers antrat, widmeten sich die Jugendlichen abermals dem klassischen Schöngeist und Multitalent Johann Wolfgang von Goethe einerseits, dem Aufklärer und Lebemensch Friedrich Schiller andererseits. Ihr Leben, Wirken und Auszüge aus ihren Werken konnten wir mit Führungen im Nationalmuseum, sowie in den Wohnhäuser der beiden Dichter kennen lernen und vertiefen.

Alles in allem war es eine sehr gelungene Studienfahrt, auf der Schüler wie Lehrer viele interessante und wissenswerte Kenntnisse, Erfahrungen und Eindrücke sammeln und mitnehmen konnten. (@fts)