11.03.2019 – Gambia-AG klärt auf: Was macht deutsches Hähnchen in Liberia?

Koray Karabiyik vom Verein Hand in Hand fort he Gambia e.V.  stellte den Schülerinnen und Schüler der Gambia – AG im Workshop „Wie landet unser Müll in Afrika?“ gleich zu Beginn eine erst einmal ziemlich abstrakte Aufgabe: Warum gefährden Hähncheninnereien und Elektroschrott aus Deutschland das Leben der Menschen in Afrika? In Form des bekannten Ratespiels „Black Stories“ konnten die Jugendlichen sich der Fragestellung nähern und anschließend den Zusammenhang zwischen Abfällen aus Deutschland und deren Auswirkungen in afrikanischen Ländern puzzeln oder mittels eines Quiz vertiefen. Kleine Beiträge aus den Sendereihen „Kontrovers“ und „Frontal 21“ ergänzten Frau Karabiyiks abwechslungsreichen Vortrag.

Wurden vor 20 Jahren noch 75 % eines Huhns von uns verwertet, sind es heute nur noch Brust, Keule und selten Flügel. Alles andere – Innereien, Füße, Rücken, Pfaffen, Bürzel und Hals – will der Großteil der Verbraucher bei uns nicht mehr. Selten wird ein ganzes Huhn gekauft und gegessen. Das was übrig bleibt, nennen wir „Abfall“ und Großhändler verschiffen diese „minderwertigen“ Teile 5000 Kilometer nach Afrika. Bis dahin muss das für Keime und Bakterien sensible Fleisch streng gekühlt werden, kommt aber selten bis gar nicht unverdorben zum Beispiel in Liberia an. Dort auf dem Markt kaufen die Menschen dann bei 30 Grad im Schatten diese Billigware, statt selbst einheimisches Hühnchenfleisch vor Ort zu schlachten und kaufen zu können. Denn dies ist zu teuer und die Konsumenten dort werden krank.

Bei unserem Elektroschrott ist es ähnlich, befinden sich doch in alten Handys, Computern, Radios, Kühlschränken & CO wertvolle Metalle und so ist auch dieser „Abfall“ für andere Gold wert. Allerdings profitieren auch hier nur Spediteure und Händler aus Deutschland sowie Verkäufer vor Ort in beispielsweise Ghana, Nigeria oder Gambia, wo unser Schrott erst einmal auf Müllhalden landet. Dort arbeiten hauptsächlich Kinder, die giftige Gase, welche durch die Müllverbrennung entstehen, einatmen müssen. Krankheiten wie Cholera und Malaria, ebenso Verletzungen an den scharfkantigen Metallteilen sind hier meist unvermeidbar. 

Warum denn nicht also dafür sorgen, dass weniger unseres Mülls extra tausende Kilometer zurücklegen muss, um Menschen dort krank zu machen? Kaufen wir doch einfach ein ganzes Huhn und haben mehr davon. Lassen wir Elektrogeräte reparieren und schaffen uns nicht gleich ein neues Handy an, weil es gerade auf den Markt gekommen ist, um das „Beste“ zu haben, wenn das andere noch funktioniert! Verschenken wir, was wir nicht brauchen, statt es einfach wegzuschmeißen. Recyceln wir unsere Druckerpatronen, Toner und ausgedienten Handys im Sammeldrachen in der KKAir-Schulbibliothek, damit sie fair weitergehandelt werden können. Oder werten wir, wie die Gambia-AG im nächsten Workshop mit Koray Karabiyik, Produkte durch Upcycling auf. (@fts)